Bericht vom ‚Internationalen Frauentag‘ 2016 in Frankfurt/Main:

Abfuhr für Prostitutionsgegner/innen

8. März 2016: Mit einer Schlappe für Prostitutionsgegner/innen endete am diesjährigen Internationalen Frauentag die Demonstration für Frauenrechte in Frankfurt/Main. In die Vorbereitung des Frauentages und der geplanten Demonstration örtlicher Frauenverbände von der Hauptwache zum DGB-Haus mischten sich dieses Jahr Organisationen, die nichts Besseres zu tun hatten, als den Internationalen Frauentag zur Ausgrenzung von Sexarbeiter/innen zu missbrauchen.

Schon in den vorbereitenden Verhandlungen im Vorfeld des Frauentages wurden Doña Carmen und andere Organisationen, die diese Spaltung nicht hinnehmen wollten, aus einem gemeinsamen Aktionsbündnis ausgeschlossen. An vorderster Front agierten dabei Prostitutionsgegner/innen des Frauenverbands Courage und einiger sich „links“ gebender Splittergrüppchen.

So kam es zu zwei unterschiedlichen Auftaktkundgebungen. Auf der Römerberg-Kundgebung sprach neben der Interventionistischen Linken und anderen Organisationen auch Viviana für Doña Carmen e.V. Vor rund 60 Zuhörer/innen forderte sie in der Spanisch/Deutsch vorgetragenen Rede die rechtliche Gleichbehandlung von Sexarbeiter/innen: „Wenn wir von ‚Sexarbeit‘ sprechen, so meinen wir: Es ist an der Zeit, dass Prostitution endlich über das reguläre Arbeits- und Gewerberecht geregelt wird, nicht aber über diskriminierende Sonderbestimmungen im Strafrecht, wie es gegenwärtig der Fall ist. Wir wollen keine straf- und polizeirechtliche Reglementierung von Prostitution. Wir wollen mit anderen Berufen rechtlich gleichgestellt und gleichbehandelt werden!“

Parallel dazu fand eine zweite Kundgebung an der Hauptwache statt. Schließlich zog ein Demonstrationszug von dort mit rund 250 Beteiligten durch die Innenstadt. In der Kaiserstraße, nahe dem Frankfurter Rotlichtviertel, glaubten die Prostitutionsgegner/innen ihre Chance gekommen. Auf einer Zwischenkundgebung wollte man die Stellungnahme einer Ex-Prostituierten verlesen, die gegen Prostitution vom Leder zieht. Doch daraus wurde nichts.

Kaum kamen die ersten Plattitüden über „sexuelle Ausbeutung“ und das arme Los der Prostituierten über den Demo-Lautsprecher, ergriffen diese per Megafon selbst das Wort. Augenblicklich scharten sich zahlreiche Demonstrant(inn)en solidarisch um die Kolleginnen von Doña Carmen, sodass Fraences ungestört gegen das geplante „Prostituiertenschutzgesetz“ Stellung beziehen konnte. Sie sagte u.a.: „Gegenwärtig plant die Bundesregierung ein so genanntes „Prostituiertenschutzgesetz“. Man sollte meinen, dieses Gesetz schützt uns vor Diskriminierungen. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil. Die wenigen Rechte, die wir haben, sollen noch weiter eingeschränkt werden. Wir sollen einer repressiven Überwachung unterworfen werden – angeblich um uns vor „Ausbeutung“ und „Kriminalität“ zu schützen. Aber in meinen Augen ist das, was die Regierung macht, kriminell.“

Während der Rede von Fraences kam der Lautsprecherwagen der Prostitutionsgegner/innen nicht vom Fleck, weil viele Frauen aus Solidarität mit den Kolleginnen von Doña Carmen die Straße blockierten und damit den gesamten Demonstrationszug stoppten. Ein Trillerpfeifen-Konzert trug dazu bei, dass auf das Verlesen der Rede einer unbekannten Ex-Prostituierten entnervt verzichtet wurde. Während die Prostitutionsgegner/innen eine wohlverdiente Schlappe erlitten, konnten Sexarbeiter/innen und ihre Unterstützer sich mit dieser Aktion Gehör und Respekt verschaffen. Der beabsichtigten Spaltung unter den Frauen wurde damit ein Riegel vorgeschoben. So geht Frauentag.