Konstruktives Gespräch mit Sexarbeiter*innen
Am 9.12.2021 fand in den Räumlichkeiten des Gesundheitsamtes des Main-Kinzig-Kreises ein Gespräch über die dortige gesundheitliche Beratung von Sexarbeiterinnen statt.
Anlass dazu war eine am 20. Juli 2021 erfolgte Beratung der aus Rumänien stammenden Sexarbeiterin Frau U., die von ihr als demütigende Verletzung ihrer Privat- und Intimsphäre empfunden wurde.
Im Anschluss an eine von Doña Carmen e.V. organisierte öffentliche Protestaktion vor dem Gesundheitsamt wurde ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Behörde vereinbart. Daran nahmen der Leiter des Gesundheitsamts, Herr Dr. Lenz, sowie der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, Herr Lattka, und seitens Doña Carmen e.V. ein Vorstandsmitglied sowie drei Sexarbeiter*innen, darunter die Betroffene Frau U., teil.
Das Gespräch erfolgte in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre, in der beide Seiten ihre Sichtweisen darstellten. Die beteiligten Sexarbeiter*innen machten deutlich, dass sich solche grenzüberschreitenden „Beratungen“ wie im Falle von Frau U. nicht wiederholen dürften. Seitens des Gesundheitsamtes wurde bedauert, dass das Gespräch von Frau U. als belastend empfunden wurde. Doña Carmen e.V. legte dar, warum die mit § 10 ProstSchG eingeführte gesundheitliche Beratung von Sexarbeiter*innen zukünftig nicht mehr in der Verantwortung des Sozialpsychiatrischen Dienstes erfolgen dürfe. Die Vertreter*innen des Vereins unterbreiteten im Gespräch Essentials für ein Vorgehen jenseits der Verantwortlichkeit des Sozialpsychiatrischen Dienstes und baten die Verantwortlichen des MKK-Gesundheitsamts eindringlich, in diesem Sinne organisatorische Änderungen vorzunehmen.
Beide Seiten kamen darin überein, dass das Gesundheitsamt bis spätestens zum 1. März 2022 in einer Stellungnahme darlegt, wie es sich die zukünftige organisatorische Verortung der gesundheitlichen Beratung von Sexarbeiter*innen vorstellt. Doña Carmen e.V. hofft, dass der Sichtweise und den Argumenten der Sexarbeiter*innen vollumfänglich Rechnung getragen wird.