Für Sexarbeiter*innen kein Grund zur Trauer
Am 31. Oktober 2023 verstarb Lea Ackermann. Vor mehr als 30 Jahren gründete die Nonne Ackermann den katholischen Anti-Prostitutionsverein Solwodi, ein Sammelbecken von Missionsschwestern und sonstigen erzkonservativen christlichen Prostitutionsgegner*innen. Als Vorsitzende dieses Vereins hat Ackermann über Jahrzehnte hinweg gegen Sexarbeit und Prostitution gehetzt.
Die Legalisierung der Sexarbeit war ihr stets ein Gräuel. Verhindern konnte sie sie nicht. Immer wieder hat sie Sexarbeiter*innen unter Generalverdacht gestellt, sie würden ihre Tätigkeit nicht freiwillig, sondern ausschließlich unter Zwang machen. Die Fakten sprechen zwar eine andere Sprache, doch davon ließ Ackermann sich nicht irritieren.
Stets hat sie für die Verschärfung von Gesetzen gegen Prostitution die Trommel gerührt, zuletzt noch für die strafrechtliche Kriminalisierung von Prostitutionskunden in Form eines Sexkaufverbots. Ackermann war eine glühende Befürworterin von Polizei-Razzien gegen Prostitution. Das geschah keineswegs selbstlos, sondern stets auch in der kalkulierenden Hoffnung, dass im Zuge solch repressiver Maßnahmen mehr Frauen aus der Prostitution in die Betreuung von Solwodi geraten. Jede einzelne dieser als Opfer von „Menschenhandel“ titulierten Frauen bedeutete für Solwodi zusätzliche Einnahmen aus den öffentlichen Töpfen bundesdeutscher Rückkehrpolitik, mit der Prostitutionsmigrantinnen wieder in ihre Herkunftsländer verfrachtet wurden – unter tatkräftiger Mithilfe von Solwodi
Sie sei nur gegen Prostitution, nicht aber gegen Prostituierte, hat Ackermann immer wieder beteuert. Doch Prostituierte interessierten sie nur, sofern sie dem von ihr verbreiteten Klischee des hilflosen Opfers entsprachen. Mit Unterstützung der Mainstream-Medien hat sie sich gern als Retterin dieser Frauen in Szene gesetzt, die sie in Wirklichkeit jedoch zutiefst verachtete.
Prostitution sei „nicht Sexarbeit, sondern Drecksarbeit“, erklärte sie im Dezember 2014 in gewohnt herabwürdigender Art gegenüber der Zeitung „Die Welt“. Die christliche Abwertung von Sexualität als etwas Schmutziges – das war Ackermanns Botschaft. Respekt vor Sexarbeiter*innen war ihr zeitlebens fremd.
Ackermann war die Vertreterin eines klerikal gestützten Polizei-Feminismus. Mit ihrem Wirken hat sie unter Beweis gestellt, zu welch unbarmherziger Dehumanisierung christliche Prostitutionsgegnerschaft fähig und in der Lage ist.